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Label for One

„BIS ICH NACH DEM SHOPPEN DAVON ÜBERZEUGT BIN, DASS DIE SACHEN ZU MIR PASSEN UND ICH ZU IHNEN, LASSE ICH DIE PREISSCHILDER DRAN. DOCH MIT ABLAUF DER UMTAUSCHFRIST MÖCHTE ICH SIE AM LIEBSTEN AUFESSEN. SONST KÖNNTE JA RAUSKOMMEN, WAS ICH MIR LEISTE. DURCH DIESE MAHLZEIT GEHE ICH AUF NUMMER SICHER, DASS WIRKLICH NIEMAND RAUSFINDET, WAS ICH MIR JETZT WERT BIN.“ (Hendrik Quast)

Hendrik Quasts Performances spielen mit grotesken und fäkalen Elementen und nutzen Komik als Mittel zur Unterbrechung von Sprechweisen, Textformen und Dramaturgie. Biografische Bezüge werden dabei durch Anleihen aus Unterhaltungskultur fiktionalisiert, theatral überhöht und verfremdet. Durch die Ambivalenzen eines humoristischen Zugriffs werden auch gewaltsamen Mechanismen von Identitätszuschreibungen befragt. 

In Sachen soziale Mobilität gibt es keine Rückkehrgarantie und die Umtauschbedingungen bleiben unklar. Label for One knüpft an Hendrik Quasts fortwährende Suche nach komischen Artikulationsformen deklassierter und chronisch kranker Körper an. Dieser Abend lädt das Publikum im Festsaal zur Manifestation eines laufenden Arbeitsprozesses über den eigenen Klassenwechsel aus nicht-akademischen Verhältnissen in die Kunstwelt ein. Als Material nutzt Hendrik Quast dafür sein persönliches Archiv aus Preisschildern, gesammelt in einem Prozess des Passings und Aneckens. Kleidungs- und Kostümcodes deuten und umzusetzen zu können, ist im Theater und der Welt der Schönen Künste unabdingliche Überlebensstrategie. Diese Preisschilder werden nun zum gefundenen Fressen: In einer inszenierten Mahlzeit plant er diese zu verspeisen. So erweitert er den Blick auf die künstlerische Praxis des Klassenwechselns als fragilen Prozess des Labelns und Relabels der eigenen Identität auf und neben der Bühne.

“Und wenn Hendrik Quast, der bizarrste, wissensdurstigste Alleinunterhalter unter den Performern am Ende all jene Labels, Klassen und Preisschilder untersucht, die sein Leben formten, werden die Sophiensäle hoffentlich auf die Raumtemperatur gebracht worden sein, die dem kulturpolitischen Winter widerstehen kann. (mehr)

Doris Meyerhenrich, Berliner Zeitung 6.12.23

Text und Performance Hendrik Quast 

Künstlerische Mitarbeit Michael Wagenschütz
Sound Toben Piel 
Kostüm Christina Neuss 

Grafikdesign Christina Mäckelburg

Produktion Lisa Gehring, Patrick Kohn

 

Eine Produktion von Hendrik Quast in Kopdoduktion mit Sophiensæle.

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